Labor für Performance und postdramatisches Agieren 3.2
mit
Nicole Haitzinger (Tanztheoretikerin, Theaterwissenschaftlerin),
Martin Nachbar
(Performer),
Stefan Nowotny (Philosoph),
Michaela Pöschl
(bildende Künstlerin, Kunsttheoretikerin),
Sabine Sonnenschein (Performerin)
Idee, Organisation: Sabine Sonnenschein
8.- 20. April 2002; Tanzquartier Wien

 

 

Öffentliche Termine:
19. u. 20. April 2002
18 Uhr
Tanzquartier Wien, Studios, Museumsplatz 1, A-1070 Wien
Eintritt: pay as you wish
Info: http://www.wuk.at/sonnenschein, sabine.sonnenschein@wuk.at,
T.: +43-1-403 1048
oder im TQW, http://www.tqw.at
, T.: +43-1-581 3591;
 

Das Labor für Performance und postdramatisches Agieren ist im TQW zu Gast. Das Spezifikum dieser im November 2000 initiierten Serie von Laboratorien ist eine Austauschpraxis, eine Kooperation von PerformerInnen, MusikerInnen/SoundgestalterInnen, bildenden KünstlerInnen, Kunst- und KulturtheoretikerInnen, PhilosophInnen und TheaterwissenschaftIerInnen, in der die TeilnehmerInnen von einander Impulse erhalten und neue Ansätze erproben. Eine direkte Verbindung von Kunstpraxis und Theorieproduktion ist intendiert. Austausch und Research stehen im Vordergrund. Es wird keine Produktion erarbeitet, sondern Skizzenhaftes, Prozeßhaftes, an dem die BesucherInnen in unterschiedlicher Form partizipieren können, wird zu bestimmten Terminen öffentlich gemacht, und zwar unter der Prämisse des "pay as you wish"- Eintritts.

In Labor für Performance und postdramatisches Agieren 3.2 kommt es zur Weiterführung der im Jänner 2002 Im_flieger / WUK begonnenen Auseinandersetzung mit Texten von Hannah Arendt und Maurice Merleau-Ponty. Die bildende Künstlerin und Kunsttheoretikerin Michaela Pöschl sowie die Performerin Sabine Sonnenschein bringen ihre im Jänner gemachten Erfahrungen in den Laborprozess im TQW ein, an dem auch die Tanztheoretikerin Nicole Haitzinger, der Performer Martin Nachbar und der Philosoph Stefan Nowotny teilnehmen.
Hannah Arendts Einfordern von Öffentlichkeit, ihr Hervorheben des Erscheinungsraumes, der zwischen Menschen entsteht, indem sie handeln und sprechen, sowie ihre metaphorische Verwendung der Begriffe Theater, AkteurIn, ZuschauerIn sind für (Tanz)performance von Interesse. In "Das Denken" faßt Arendt die Welt als eine erscheinende und bezieht sich auch direkt auf den Phänomenologen Maurice Merleau-Ponty, dessen Text "Die Verflechtung - der Chiasmus" und der darin enthaltene Begriff "Fleisch" ebenso im Zentrum des Labors stehen.

"Das Handeln ist die einzige Tätigkeit der Vita activa, die sich ohne die Vermittlung von Materie, Material und Dingen direkt zwischen Menschen abspielt."1 (..) "Dies räumliche Zwischen ist der Erscheinungsraum im weitesten Sinne, der Raum, der dadurch entsteht, daß Menschen voreinander erscheinen, und in dem sie nicht nur vorhanden sind wie andere belebten oder leblosen Dinge, sondern ausdrücklich in Erscheinung treten."2


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1) Hannah Arendt, "Vita Activa",Piper, 2001, S.17
2) ebd., S.250


Dieses Projekt - eine Kooperation mit dem TQW - kann durch Unterstützung von Wien Kultur realisiert werden.

 

Labor für Performance und postdramatisches Agieren 3.2
TeilnehmerInnen:

Nicole Haitzinger:
*1976, Salzburg / A
Tanztheoretikerin, Theaterwissenschaftlerin.
1994-2000 Studium der Theaterwissenschaft an der Universität Wien und der Publizistik und Kommunikationswissenschaften (Spezialgebiet Öffentlichkeitsarbeit und Werbung); Diplomarbeit mit dem Titel: Real-Time Composition, ein Kunstforschungsprojekt im Grenzfeld von Theater, Performance und Tanz. Seit Herbst 2000 Doktoratsstudium und Dissertation, Dissertationsgebiet: Theaterwissenschaft (Arbeitstitel: Versuch einer Phänomenologie der europäischen Tanzperformance - Terminologie Körper - Raum - Zeit), Spezialisierung auf Tanzwissenschaft. Herbst 2001: Forschungsstipendium für wissenschaftliches Arbeiten bei Prof. Dr. Claudia Jeschke an der Abteilung Tanzwissenschaft der Universität Köln.
Projekte:
1999: Wissenschaftliche Beobachterin und Recherche für das europäische Kunstprojekt "Real-Time-Composition", organisiert von Re.al in Lissabon, im Rahmen der Diplomarbeit (als Stipendiatin).
1999: Projektorientierte Mitarbeit beim Verein T Junction Gegenwartstanz und Performance (Projekt von Nigel Charnock, Hospitanz beim Projekt von Joao Fiadeiro).
2000: Tutorin an der Universität Wien/ Institut für Theaterwissenschaft bei Univ. Ass. Mag. Fuxjäger 2001: Betreuung des Projektes "Black Honey Drops", einer Kooperation von Akemi Takeya und Ko Murobushi (ImpulsTanz Festival, Museumsquartier, Wien).
2001: Begleitung und Dokumentation der Choreographischen Werkstatt "Thought, Poetry and Body in Action" von Vera Mantero bei Tanz im August in Berlin.
November 2001: Dokumentation und wissenschaftliche Begleitung des Researchprojektes "Autorschaft" mit Liz King, Philipp Gehmacher und Pilot tanzt im Tanzquartier Wien

Martin Nachbar:
*1971, Düsseldorf / D
Performer.
1992-1996 Studium an der SNDO (Amsterdam) mit Diplomabschluß. 1995 Studien und Performances in New York.
1996 Performer in "eat, eat, eat" von Hans van der Broeck mit Les Ballets C. de la B. / Gent.
1997-1998 Performer in "better a blip than a blop" von Martin Butler für das National Ballett in Amsterdam. Erarbeitung von "undressed" und "photographic memory"; beide Performances werden erstmals in Amsterdam gezeigt; Erarbeitung von "corrupt patience", performance installation, gezeigt in der Gallerie "UI" / Amsterdam.
1998 -1999 Studium bei PARTS / Brüssel.
1999 Performer in "aviation/abreviation" von Schiyo Takahashi in Antwerpen. Er wird Teil von B.D.C.; gemeinsame Arbeit an "events for television (again)" von Tom Plischke und B.D.C. 2000 Erarbeitung von "ReKonstrukt" (Premiere im LOFFT, Leipzig). Rekonstruktion von Dore Hoyers "Affectos Humanos" für "affects/rework" von Joachim Gerstmeier, Martin Nachbar und Tom Plischke (Premiere im Mousonturm, Frankfurt).
2001 Performer in "re(sort)" von Tom Plischke.

Stefan Nowotny :
*1968, Salzburg / A
Philosoph.
Lebt in Brüssel und Wien. Abgeschlossenes Diplomstudium der Philosophie an der Universität Wien, Doktoratsstudium an der Universität Wien.
Arbeitet zurzeit an der Universität Loewen (Louvain-la-Neuve), Belgien.
Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind: kritische Untersuchung des Diskurses über "Kultur", Kulturalismus- und Rassismustheorie, Theorie des archivarischen "Gedächtnisses", politische Theorie, Phänomenologie.
Co-Herausgeber der Bände Michel Henry. Zur Selbsterprobung des Lebens und der Kultur (gem. mit Rolf Kühn, erscheint 2002 bei Alber) und Mythos Kultur (gem. mit Michael Staudigl, erscheint 2002 bei turia+kant); verschiedene Artikel in philosophischen Publikationen und Zeitschriften (Falter, Kultur-Risse, Kultur, Triebwerk etc.); Vorträge in akademischen, Kunst- und Erwachsenenbildungsinstitutionen; Koorganisation und -konzeption von Forschungsseminaren an der Universität Wien; freie Kulturarbeit und theoretische Mitarbeit an Kunstprojekten (z.B. Vortragsperfomance gem. mit der Sängerin Agnes Heginger im Rahmen der Veranstaltung "rushhour" an der Kunsthalle Wien, 1997, Grundlagen- und Konzeptionsarbeit für das Filmprojekt "Altes Haus. Szenen einer Erinnerung" von Friedemann Derschmidt, Premiere wahrscheinlich 2002); politisch-aktivistische Arbeit im Rahmen der Projekte "gettoattack" und "Wiener Wahl Partie". Gründungsmitglied der School for Theoretical Politics, Wien, in diesem Rahmen Leitung des Workshops "Zero Point der Politik" an der Wiener Akademie der bildenden Künste, 2001 (gem. mit Boris Buden), sowie Konzeption und Organisation des Symposiums "Cultural Touch" im Rahmen der Wiener Festwochen, 2001 ("du bist die welt", Künstlerhaus Wien, gem. mit Boris Buden und Oliver Marchart).

Michaela Pöschl:
*1970, Neunkirchen / A
Kunsttheoretikerin, bildende Künstlerin.
Lebt in Wien. 1990-1999 Universität Wien, Studium der Kunstgeschichte, Spezialgebiete: Body Art, Avantgarde-Film. 1995-96 University of California Los Angeles, Exchange Student, Arbeit mit Paul McCarthy, Amelia Jones und Peter Sellars. Seit Okt 2000 Studium von Film/Video bei Birgit Hein an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seit Okt 2001 Studium bei Renee Green an der Akademie für Bildende Künste Wien.
Publikationen: "Der Körper muss hart sein / I tense the muscles in my stomach till I puke", in: Swamp Journal, Hg. Helmut Ploebst, Zusammenarbeit mit Meg Stuart/Damaged Goods, Wiener Festwochen und tanz2000.at, Wien 2000.
"Kurt Kren. Die Aktions-Filme. Schnitt und Perversion", Tectum Verlag, Marburg, Herbst 2000. "Lets make it Halloween. Get out your knife, carve me like a pumpkin and then lets fuck. Thoughts on the flesh of Kurt Kren, Paul McCarthy and Ron Athey, in: Kurt Kren, Ausstellungskatalog, Galerie Julius Hummel, Wien 1998.
Performances in u.a. der Richard Heller Gallery und der CalState Fine Arts Gallery (1996), in dietheater Konzerthaus (1997) und dietheater Künstlerhaus (2000).
Videos: u.a. "Der Schlaf der Vernunft" (1999), "Ich bin der letzte Dreck" (2000), Ausstellung/Exhibition (2001).

Sabine Sonnenschein:
*1970, Klosterneuburg / A
Choreographin, Performerin.
Studium der Theaterwissenschaft neben Philosophie und Kunstgeschichte in Wien, nicht abgeschlossen.
Tanz- und Performanceausbildung: Contemporary Dance, Klassisches Ballett, Contact Improvisation, Release Techniques, Developmental Movement, Physical Theatre sowie Stimmarbeit (u.a. bei David Steele, Zvi Gotheiner, Andrew Harwood, Donna Uchizono, Jeremy Nelson, Shelley Senter, Gill Clarke, Wendell Beavers, Lloyd Newson, Meg Stuart, Meredith Monk). Studienaufenthalt in NYC 1994/95, gefördert vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst / Österreich. 1995 Teilnahme am European Choreographic Forum 4 in Dartington/GB, organisiert vom Butterfly Effect Network. Mitglied dieses Networks. 1996 Teilnahme am Choreodrome/The Place Theatre in London gem. mit Annis Joslin/GB. 1999 Preis »The Wind« - for innovative and experimental features given to the body - anläßlich des »5th PUF Pula International Theatre Festival«, Pula/Kroatien für die Produktion »EXEO«.
Eigene Arbeiten seit 1992; Performances u.a. bei internationalen Festivals, wie »Im Puls Tanz« (Wien), »imagetanz« (dietheater Künstlerhaus, Wien), »neuer tanz« (WUK, Wien), «Tanzsprache« (WUK, Wien), »kostprobe« (Tanztendenz, München), »Sprachen des Körpers« (Stuttgart), »4+4 Days in Motion« (Prag), »5th PUF International Theatre Festival« (Pula; Croatia), »Solo Dance 2001« (St.Petersburg); außerdem in der »Knitting Factory« (NYC) sowie im "Alten Stadthaus" (Berlin; im Rahmen einer Kooperation). Initiatorin des Labors für Performance and postdramatisches Agieren.