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Peter Rehberg
Pornoautobiografie
Über Todd Verows Where Your Heart Should Be

Where your Heart Should Be von Todd Verow, einem der wichtigsten Vertreter des Queer Cinema, stellt die Frage, ob man eine Autobiografie mit den Mitteln der Pornografie erzählen kann. Bei den Sexszenen macht der Regisseur selber mit, oder ein Darsteller spielt sein jüngeres Selbst. Damit steht auch Foucaults Diktum zur Debatte, dass das moderne Subjekt in der Sexualität seine Wahrheit erkennt, und mit ihr sein innerstes Geheimnis gesteht. Aber was passiert, wenn man den Wunsch nach Anerkennung mit den Konventionen des Pornografischen konfrontiert? Einen nackten Körper zu zeigen, muss nicht intim sein, wenn man sich den Regeln des Sexuellen unterwirft - wie auch Online-Portale mit Livestream vor Augen führen. Verows künstlerische Antwort auf diese Frage sind einerseits verwackelte Bilder wie bei privaten Super-8-Filmen, und andererseits eine Kameraarbeit, die so nah dran ist, dass nur Körperfragmente zu erkennen sind. Die bewusste Enttäuschung der klassischen pornografischen Dramaturgie rückt auch das Verhältnis von Sexualität und Sublimation in den Blick: Was ist der Unterschied zwischen Bildern, die erregen, und Bildern, die erzählen?
Where Your Heart Should Be (USA, 2008, 70 Min.) wird beim Symposium um
22:15 h gezeigt.
Dr. Peter Rehberg (1966, D) unterrichtete Queer Studies und Deutsche Literatur in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. Er hat den Erzählband Play und den Roman Fag Love geschrieben und ist Chefredakteur der Zeitschrift Männer.

Still aus Where Your Heart Should Be