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(sonnenschein) versucht sich an der Realisierung von transversalen Projekten, in denen die Form des Austausches der TeilnehmerInnen im Kollektiv etwas entstehen lässt, das in sich über bestimmte Felder, nämlich das Feld der Performance, das der Philosophie, das der Performancetheorie und das des politischen Aktivismus bzw. der Politik, hinausgeht und das Potential hat, in diesen Feldern etwas zu verschieben bzw. möglicherweise die Felder zu transformieren.

Die Hinterfragung von Rezeptionskonventionen bei performativen Kunstformen mittels einer Verbindung von Theorie(produktion) und Kunstpraxis und die Suche nach fließenden Übergängen zwischen performativer Aktion, Partizipation und Rezeption sind explizite Fokusse in der Arbeit von (sonnenschein).

(c) Labor für Performance und postdramatisches Agieren 4,
Marty Huber, Sabina Holzer, Stefan Nowotny, Sabine Sonnenschein


"Performative Kunst löscht sich selbst aus und hinterlässt nur eine Spur; Performance ist eine Kunstform des Präsens.
Performative Zeichen können irritieren, die Wahrnehmung sensibilisieren und Differenzierungsfähigkeit evozieren.
Ist der Impetus, Kunst gegen geistige Verarmung und Konservatismus zu setzen, anmaßend?
Wie wird in Performance und Live Art Rezeption zu Partizipation?
Wie artikuliert sich postdramatisches Agieren?"
(Sabine Sonnenschein, 2004)

(c) Labor für Performance und postdramatisches Agieren 4,
Marty Huber, Sabina Holzer, Stefan Nowotny, Sabine Sonnenschein


"Postdramatisches Theater ist Theater des Präsens.(...)
Präsens ist notwendig Aushöhlung und Entgleiten der Präsenz. Es bezeichnet ein Ereignis, das das Jetzt entleert und in dieser Leere selbst Erinnerung und Antizipation aufleuchten läßt. Präsens ist nichts, was sich konzeptuell fassen läßt, sondern ein mitzuvollziehender Prozeß fortwährender Selbstteilung des Jetzt in immer neue Splitter aus "eben noch " und "jetzt gleich". Es hat mehr mit dem Tod als dem vielberufenen "Leben" des Theaters zu tun. Heiner Müller: "Und das Spezische am Theater ist eben nicht die Präsenz des lebenden Zuschauers, sondern die Präsenz des potentiell Sterbenden."
Präsens in diesem Sinne einer schwebenden, schwindenden Anwesenheit, die zugleich als "Fort", Abwesen, als Schon-Weggehen in die Erfahrung tritt, streicht im postdramatischen Theater die dramatische Repräsentation durch."
1
(Hans-Thies Lehmann, 1999)

(c) Labor für Performance und postdramatisches Agieren 4,
Marty Huber, Sabina Holzer, Stefan Nowotny, Sabine Sonnenschein


"Theatre, dance should disrupt the time of the economy of the spectacular, break down the violence of the law of debt, the circular coming back to the house (of the Father)...
It will be in this new past that dance always creates whilst vanishing in our presence, where we must seek future revolutions that will inhabit our bodies, reformulate the timings for new identities, and open up spaces in which the Otherness can gesture."
²
(André Lepecki, 1996)

 
1) Hans-Thies Lehmann, Postdramatisches Theater; Verlag der Autoren, 1999, S.259-260
2) André Lepecki, Embracing the Stain: Notes on the Time of Dance, in: Performance Research; Routledge, 1996, S.107
(c) Labor für Performance und postdramatisches Agieren 4,
Marty Huber, Sabina Holzer, Stefan Nowotny, Sabine Sonnenschein


Presse und Links zu symposion pornonom, 2009


Presse (1997-2000):
 

»Die Tänzerin und Choreographin Sabine Sonnenschein zieht mit ihrer betont androgynen Erscheinung die Selbstverständlichkeit der Geschlechterrepräsentation auf der Bühne in Zweifel. Sie arbeitet seit Jahren an der Entwicklung einer Tanzsprache, die sich aus einem elementaren, archaischen Bewegungsvokabular zusammensetzt. In ihrer neuen Soloproduktion, «Exeo», provoziert sie die Kunstform Tanz durch ein radikal durchgezogenes reduktives Konzept und eine eigenständige, in sich schlüssige Sprache. «Exeo» setzt atmosphärische Dichte gegen die Zerstreutheit des Gesellschaftskörpers und zeigt Aktion und Reaktion, Schmerz und Lust eines menschlichen Wesen, das, auf einen genau abgemessenen Raum beschränkt, seine Grenzen auslotet.«

Ballett International/Tanz aktuell 5/97

 

[ad EXEO:] »“Es geht um Räume, die sich zwischen den Körperteilen bilden, um den Raum, den mein Körper einschließt und jenen, den ich mit meinem Körper im Tanzen definiere. Und dann auch um den Raum, in dem sich das Publikum befindet.” - Sonnenschein zeigt, wie sich diese Räume zueinander verhalten, und wo ein Individuum darin geborgen ist oder bedroht, wann es sich frei fühlt, wann eingesperrt: “Ist Isolation Schutz, der tötet?” In der Performance kollidiert die Tänzerin mit ihren Grenzen, und sie versucht zu akzeptieren. Ein langsamer, reduktiver Prozeß innerhalb eines hermetischen, harten Klangraums, der durch die Ambient- und Industrialmusik von Stefan Rossow bestimmt ist.«

Falter 8/97

 

»Die Achse des Festivals [”4+4 Days in Motion”, Prag] waren die Soloauftritte und der Höhepunkt die Solovorstellungen von Nigel Charnock und Sabine Sonnenschein und dem portugiesischen Performer Joao Fiadeiro. Alle führten hochstilisierte, formal geschliffene Kreationen vor, die in ihrer Reflexion emotionaler Befindlichkeiten der heutigen Gesellschaft über den Rahmen subjektiver Bekenntnisse hinausgehen. Sonnenschein stellte Zerbrechlichkeit, Verletzbarkeit und die traurige Schönheit des nackten Körpers dar, der in einem magischen, undurchdringbaren Quader, von der Umgebung isoliert, eingeschlossen ist.«

MF DNES, Prag, 23. 11. 1999

(Übersetzung: Tatjana Langaskova)

 

[ad EXEO:] »Das Thema ,,Körper” - und alles, was damit zusammenhängt: Lust an Körperlichkeit, Suche nach und Verweigerung von Geschlechtsidentität, Schönheitskult und Körperideal und ,,Anorexia nervosa” sind brisante Themen und nicht mehr nur jene der Frauen. Themen, die unter die Haut gehen und betroffen machen. Ein sehr ehrliches und klares Stück von Sabine Sonnenschein.«

tanzAffiche 4/97

 

»Zu den beeindruckendsten Darbietungen gehörte Sabine Sonnenscheins Solo ,Exeo‘. Sie tanzt hinter einer durchsichtigen Plastikwand zur harten Geräuschmusik von Stefan Rossow und setzt den Körper als formbares, ,geschlechtsloses‘ Objekt im Raum ein. Die halbnackte, androgyn wirkende Tänzerin gleicht einer wandelnden, fein gemeißelten Skulptur. Was wie eine abstrakte anatomische Studie beginnt, entwickelt sich zu einem Tanzereignis der intensiven Bilder und schonungslosen Momente. Von simplen Bewegungen ausgehend, steigert sich Sabine Sonnenschein in nahezu ekstatischen Tanz, verliert aber nie die Kontrolle, auch dann nicht, wenn sie sich schließlich gegen die Plastikwand wirft.«

Der Standard, 28. 7. 1997

 

»Und am gleichen Abend zeigte die Wienerin Sabine Sonnenschein in ,Exeo' einen atemberaubenden Ausflug in eine neue Körperlichkeit. Als sei die Fruchtblase in Stanley Kubricks Film ,Odyssee im Weltraum‘ geplatzt und hätte dieses sonderbare Wesen freigegeben, streckt Sonnenschein ihre überschlanken Glieder und verschränkt sie zu faszinierenden Skulpturen, die man so schnell wohl nicht vergessen.«

Stuttgarter Zeitung, 184, 1997

 

»Das Festival ,imagetanz 97‘ im dietheater Künstlerhaus hat heuer mit der Newcomer-Serie ,bravehearts‘ begonnen. Sabine Sonnenschein ist zwar keine Neuerscheinung, aber die experimentellste Choreographin, die Wien zur Zeit zu bieten hat. Das als Vorarbeit zu einem abendfüllenden Duett gedachte Solo ,Transform‘, in dem sie in einem Malewitsch-Quadrat-im-Quadrat aus Lehm die strikte geometrische Ordnung durch Körperbewegung in eine chaotische Graphik umwandelt, war ein starkes Statement zur Eröffnung von ,image‘. Und der Höhepunkt von bravehearts.«

Falter, 39/97

 

»Sabine Sonnenschein, geboren 1970, macht seit Jahren auf sich aufmerksam. Sie geht keine Kompromisse ein. Zielstrebig hat die in Wien und Amsterdam ausgebildete Tänzerin ihre Laufbahn verfolgt. Dieses Jahr beglückt uns Sabine Sonnenschein mit ,Transform‘, der als Körperinstallation und als Tanzperformance definierten, nunmehr bereits zehnten Produktion. Duettpartnerin ist Loulou Omer.«

Der Standard, 14. 7. 1998

 

»Sabine Sonnenschein hat gemeinsam mit Loulou Omer mit ,Transform‘ eine Tanz- und Körperinstallation für zwei Performerinnen geschaffen, die durch die ausgeklügelte Lichtregie und das ästhetische Zusammenspiel von tänzerischer Performance und Bühnengestaltung besticht. Sabine Sonnenschein arbeitet schon seit längerer Zeit an einem neuen, spezifischen Bewegungsvokabular. In ,Transform‘ stellt sie zwei fast nackte Frauen einander gegenüber, die sich streng getrennt in ihren Räumen bewegen. ...Kommunikation untereinander findet nur außerhalb der abgegrenzten Zonen statt.«

Wiener Zeitung, 28. 7. 1998

 

»Mit Sabine Sonnenschein präsentierte beim Festival "PANDORA 2000" im dietheater Konzerthaus eine der konsequentesten heimischen Performerinnen die interessanteste Arbeit des Abends. "form ance" nennt sie ihr kurzes Solotanzstück, das sich in einem sehr subtilen Spiel mit Licht und Schatten und minimalistischen Bewegungsabläufen mit Wahrnehmung im Raum beschäftigt. Jede Bewegung scheint aus innerer Notwendigkeit zu entstehen, atmet gebändigte Energie innerhalb strenger Form.«

Neue Zeit, 13. 2. 2000